Eine Reise durch den Norden Patagoniens ist geprägt von sehr viel Grün und schwer verständlichem Spanisch. Die Südchilenen verstehen es gut
, einem Europäer, der das Gefühl hat, ein bisschen Spanisch zu können, dieses sanft aus der Hand zu nehmen und langsam mit den Zehenspitzen zu zerdrücken. «Hablo un poco espagnol!» wird zu «hablo un pocito espagnol!» und schliesslich zu «hablo un pequeno pocito espagnol!» Ich bin immer noch der Meinung, dass die Leute hier einfach fürchterlich gut Nuscheln können und wir sie deshalb nicht verstehen.
Abgesehen von dieser klitzekleinen Sprachbarriere, die wir mit Hand und Fuss gut zu überwinden wissen, verstehen wir uns sehr gut mit den Leuten hier unten. Die «Tranquilletta» ist in Nordpatagonien wahrlich «famoso» und «todo bien» die Leitkultur der Region. Alles geht «mucho tranquillo» und Stress scheint ein Fremdwort zu sein… – «Bueno!», nächster Absatz:
Von Puerto Varas, wo wir unser Patagonia-Mobil in Empfang nehmen konnten (vgl. Namibia-Mobil; Marke und Typ plus minus identisch), gings auf gepflasterter Strasse Richtung Süden bis nach Cuchamó, wo wir unsere ersten «Patagonian-Gravel-Road»-Erfahrungen sammeln konnten (vgl. «Namibian-Gravel-Road»; Marke und Typ plus minus identisch). Eine Nacht in einem schnuckeligen Häusschen mit Blick auf majestätische Berge und azurblauen Fjord bei einem schweizerisch-chilenischen Aussteigerpärchen rundeten den Tag optimal ab. Zudem haben wir unsere ersten roten Bohnen gekocht. Die kommen hier in Patagonien nicht aus der Dose, wie zu Hause, sondern aus einem Plastiksack und man muss sie eine Nacht lang einweichen, bevor man sie am nächsten Tag eine ganze Stunde kochen sollte. Erst dann sind sie geniessbar. Die roten Bohnen hier sind also um einiges komplizierter 615-544-3799 , als die roten Bohnen zu Hause. Hier hat man aber auch etwas mehr Zeit, als zu Hause (vgl. vorheriger Absatz; Marke und Typ plus minus identisch). Es geht also alles Tipp-Topp auf.
Zur Auflockerung gibt es jetzt erstmal ein paar Fotos. Ich habe nämlich die Befürchtung, dass Sie sonst nicht mehr weiterlesen werden, weil es Ihnen zu blöd wird. Das ist heutzutage so. Informationen sollten immer zu so kleinen Paketen wie möglich geschnürt werden, damit sie gut verdaulich bleiben. Ich mache das gern für Sie – ernsthaft!
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Nach Cochamó fuhren wir schnurstracks (inkl. etlichen Fotospot-Stops) nach Hornopiren, ein kleines Hafenstädtchen mit Fähranschluss nach Caleta Gonzalo. Diese Fähre haben wir dann auch genommen – um 9 Uhr morgens am nächsten Tag. Ohne Fähre geht es da nämlich nicht weiter, weil keine Strasse! Also wurde das Patagonia-Mobil eingeschifft und wir machten es uns mit einem leckeren Instant-Kaffee bei Sonnenschein und guter Aussicht bequem. Auf der Fähre haben wir von Uli, einem gut 60-jährigen Deutschen, der seit 10 Jahren in Chile lebt und hier Motorräder vermietet, gelernt, dass der Lachs, der in den hiesigen Fjorden gezogen wird, eigentlich aus Norwegen stammt und die Seelöwen total auf dieses nordeuropäische Exportgut abfahren, was der Grund dafür ist, dass sich die Seelöwen in die Fjorde wagen. Meiner Meinung nach eine Win-Win-Situation – wenn da nicht die Verschmutzung der Fjorde durch die Lachsindustrie wäre. Also wohl doch eher eine Win-Win-Loose Situation! Bilder:
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Von Caleto Gonzalo fuhren wir wieder mit Mister Hillux weiter gen Süden bis nach Chaiten. In der Nähe von Chaiten gibt es einen Vulkan namens Volcano Chaiten. Und zu diesem Vulkan gibt es eine ziemlich gute aber auch tragische Geschichte. Kurz zusammengefasst geht diese Geschichte wie folgt: Im Winter 2008 knallte es plötzlich ganz doll. Einer der Berge
, der über dem Örtchen Chaiten thronte, war explodiert. Er tat also genau das, was Vulkane eben so tun, wenn sie nichts gescheiteres vor haben: explodieren! Nichts ungewöhnliches… – Nur wusste bis zu diesem Zeitpunkt noch niemand, dass dieser Berg überhaupt ein Vulkan war! Da kam einfach so aus dem nichts ein «Tadaa, hier bin ich! – Und übrigens: Ich bin gewaltig!». Der Ausbruch des Vulkans Chaiten dauerte ein paar Tage an und löste eine riesige Schlammlawine aus, die Chaiten, das Dorf, beinahe komplett zerstörte. Die Dorfbevölkerung konnte evakuiert werden. Soweit, so gut. Trotzdem eine ziemlich üble Sache. Auf jeden Fall wurde der Vulkan nach seinem in Erscheinung treten kurzerhand in Chaiten unbenannt, denn vorher hiess der «damals-noch-normale-Berg» irgendwie anders. Geschichte fertig! (P.S. Wir haben eine Wanderung auf den Vulkan unternommen. Bilder davon gibt es unten).
In Chaiten haben wir unsere Nächte bei Freddy verbracht. Ein unglaublich liebenswerter Chilene, der weder Englisch noch sonstige Sprachen – ausser einem sehr nuscheligen Chilenospanisch – sprach. Es war einfach nur herrlich in seinem eigenhändig gebauten Häusschen mitten im Wald unweit eines verlassenen Strands. An einen solchen Ort geht man eigentlich, um zu bleiben, und nicht, um nach zwei Tagen wieder abzureisen. Das haben wir dann aber trotzdem gemacht. Einfach so!
Ach ja, fast vergessen! Bei Chaiten gibt es eine Seelöwenkolonie mit ca. 200 Tieren. Die leben da ganzjährig auf einem Felsen und grunzen und schnauben ein bisschen vor sich hin. Wir haben die Tiere besucht. Mit einem Kajak und mit Thommy, unserem Kajak-Guide. Schön wars!
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In der Nähe von Chaiten gibt es ganz alte Lerchen. Auf Chilenospanisch: Alerces! Diese Lerchen sind 1’000 bis 3’000 Jahre alt! Verrückt! Des Weiteren haben wir ganz in der Nähe der Lerchen einen Wasserfall besucht. Hier Bilder:
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So, und jetzt kürze ich etwas ab. Ich kann schliesslich nicht immer die ganzen Details bringen. Irgendwann ist einfach auch mal gut. Irgendwann kommt der Hunger nach dem vielen Schreiben. Irgendwann ist fertig Bonheur.
Nach Chaiten gings nach La Junta, einem kleinen verschlafenen Örtchen im Nirgendwo. Danach weiter nach Coyaihque
, der bisher grössten Ortschaft unserer Reise. Und darauffolgend nach Puerto Guadal, wo wir seit gestern ein hübsches Häuschen ganz für uns alleine haben. Mucho Gusto! Et voila, Fotos dieses Abschnitts:
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Ein schönes Neues Jahr vom Bonheur!